H-alpha Treff in Rüsselsheim am 09.07.2005

15 Sonnenfreunde aus nah und fern haben sich am 9. Juli 2005 zum HaTR (H-alpha Treff Rüsselsheim) auf dem Gelände der Sternfreunde Rüssselsheim getroffen und die Sonne im Weiß- und H-alpha-Licht beobachtet. Es waren folgende Gerätschaften aufgebaut:

 

Weißlicht

  • 15’’ Obsession Newton mit Baader Folienfilter (volle Öffnung)
  • BORG 125ED Refraktor mit Herschelkeil und Binokular
  • Orion 80ED Refraktor mit Baader Folienfilter, EQ6 Montierung
  • Takahashi FS-60C Refraktor mit Baader Folienfilter und Binokular

 

H-alpha

  • 125mm TS Refraktor mit Solarspectrum System, Vixen Atlux Montierung
  • Takahashi Sky90 Refraktor mit Coronado SM90 und zweitem internem Etalonfilter
  • Coronado PSTs (4 Stück) und Coronado SM40 stacking System

 

Bericht

Der Obsession Newton war leider dejustiert und zeigte daher kein überzeugendes Sonnenbild. Der Besitzer erhielt von den anwesenden Optikexperten während kurzer Bewölkungsphasen viele Ratschläge zur Kollimation, die mangels Kollimationswerkzeug nicht an Ort und Stelle umgesetzt werden konnten. Wir sind beim nächsten Mal auf die extreme Auflösung der Sonnendetails gespannt.

 

Am BORG 125ED wurde anhand des Herschelkeils die bessere Auflösung der Granulation gegenüber einem Baader Folienfilter festgestellt. Dieses fällt besonders bei dunstigem Himmel auf, wenn der Folienfilter ein kontrastarmes Bild mit milchigem Umfeld liefert.

 

Der Takahashi FS-60C zeigte bei tollem Kontrast ein detailreiches Bild, Granulation sehr deutlich, erstaunlich bei einem solch kleinen Gerät.

 

Der Orion 80ED wurde neben der Sonnenbeobachtung auch für einen Qualitätstest an einem entfernten Strommast hergenommen und zeigte ein sehr farbreines Bild, ähnlich dem des kleinen Takahashi FS60-C Apo-Refraktors. Dieses ließ den Wunsch nach einem Sterntest an dem preisgünstigen, „Volksapo“ genannten Orion 80ED aufkommen.

 

Das H-alpha-Bild am Takahashi Sky90 mit Coronado SM90, intern gestackt, begeistert spontan jeden durch die kontrastreiche Darstellung der Chromosphäre. Fotografen bemängeln, dass die Filterwirkung über das Gesichtsfeld nicht ganz homogen ist, was sich visuell jedoch kaum auswirkt. Eine penible Einjustierung, wie sie bei einem Treffen wie dem HaTR kaum möglich ist, könnte die Homogenität noch verbessern.

 

Auch das Solarspectrum System am 125mm TS Refraktor war nicht ganz optimal ein- gestellt und die Bobachtung wurde erschwert durch die tiefe Position des Okulars (..nur was für Ameisen). Die ganze Sonne konnte mit dem vorhandenen System nicht dargestellt werden (der Refraktor muss mittels Barlow auf F30 gebracht werden), Rand- und Oberflächendetails werden jedoch detailreich und groß gezeigt.

 

Ein Vergleich beider Systeme bedarf eines sorgfältigen und ruhigen Testablaufs.



Der Vergleich der 4 Coronado PSTs hat gezeigt, dass es kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen gibt, ggf. nur bedingt durch verschiedene Einstellungen des Tuning- Rades und unterschiedliche Okulare.

 

Ein stacking des PST mit dem Coronado SM40 ergab ein dunkles Bild und macht die Verwendung eines schwarzen Tuchs oder von Okularen mit Augenmuscheln, welche das Tageslicht wirksam abschirmen, erforderlich. Visuell und besonders fotografisch ist ein höherer Kontrast bei den Oberflächendetails erkennbar. Protuberanzen sind auf Grund der kleineren HWB beim stacking oft schlechter zu erkennen.

 

Grund: Protuberanzen sind im Vergleich zur Sonnenoberfläche in der Regel 2 bis 3 Größenordnungen schwächer. Kontrastverstärkungen fürs Beobachten der Oberfläche wirken sich daher negativ auf die Beobachtung der Protuberanzen aus.

 

Das Abstimmen der beiden Filter (Tunig-Rad PST und Frontfilter) kann durchaus Zeit kosten und auch Zeit zum „Einsehen“ ist notwendig. Das stacking am PST soll bei der nächsten Gelegenheit erneut bewertet werden.

 

Der Stereobetrieb zweier PSTs mit Celestron Ultima Okularen 12,5 mm wurde wie beim vorigen HaTR positiv bewertet.

 

Bericht von Bernhard Christ Orion 80ED und PST auf EQ6 Montierung

 

Wohltuend empfinde ich das Nachführen der Teleskope mittels meiner EQ6. Ich muss nicht ständig versuchen, das Objekt durch Neueinstellung in die Bildmitte zu bekommen und kann mich auf die Beobachtung von interessierenden Details konzentrieren. Eine ganze Anzahl von Sonnenflecken (mit Lichtbrücken) und Fackeln waren zu sehen. Verglichen mit meinem 10" Newton stelle ich aber fest, dass bei diesem gerade die Fackeln (und Granulation) noch deutlich besser zu sehen sind als beim Orion 80ED.

 

Eine schöne Sache finde ich, ist die selbstgebaute Halterung für beide Teleskope, den ED80 parallel zum PST. Damit ist ein direkter rascher Vergleich der Sonnenansicht und der Einzelheiten auf ihr mittels beider Filtertechniken (Weißlicht, H-alpha) möglich. Interessant für mich als H-alpha Newcomer war die Ansicht desselben Details (Fleck, Fackel) in beiden Systemen.

 

Seit 2 Wochen habe ich mich in den Kreis der PSTler eingereiht und hatte am vergangenen Samstag erstmalig Gelegenheit die Sonne für längere Zeit im H-alpha zu beobachten. Zunächst war mein Blick noch nicht geschärft und die Sonne erschien als mehr oder weniger roter Feuerball. Doch bald war es leicht, den Fokus einzustellen und den Kontrast über den Stellring so einzustellen, dass Flecken, Protuberanzen, Fackeln, Filamente, Granulation sichtbar waren. Das Auge (und das eigene Ungestüm) muss sich erst daran gewöhnen, dann zeigt das PST dem bisher nur Schwarz-Weiß-Gucker eine neue Welt. Ich hatte Gelegenheit auch durch andere PSTs am Samstag zu sehen und bin der Meinung, ein vergleichsweise gutes Gerät erworben zu haben. (Bernhard Christ)

 

Anmerkung zum Fokussieren des PST und anderes mehr

 

Zunächst ist der exakte Fokuspunkt wegen F10 (großer Schärfebereich) nicht leicht zu treffen, auch weil das seeing den Fokusvorgang überlagert. Sodann fehlt oft die Konstanz des Bildes, wenn bei einem nicht nachgeführten PST die Sonne außerhalb der Bildmitte ist. Dieses Auswandern ist besonders beim Tuning des Bandbereichs hinderlich. Beim stacking ist zusätzliches tuning am vorderen Ring am SM40 notwendig, und somit ist der Einstellvorgang noch etwas komplexer. So ein H-alpha-Treff bietet nicht immer die genügende Muße, durch längeres Betrachten in Ruhe die Details des Abbildes zu erfassen und zu entdecken.

 

Autor: Dietmar Sellner, Sternfreunde Rüsselsheim