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2025
09.05.2025

Galaxien und Schwarze Löcher
Referent: Prof. Dr. Reinhard Genzel
Im Zentrum der Milchstraße sitzt ein außergewöhnlich kompaktes Objekt, das von den Astronomen
Sagittarius A* genannt wird.
Ausgehend von den Vorhersagen der Einstein'schen Allgemeinen Relativitätstheorie vermutet man seit 50 Jahren,dass SgrA* ein supermassives Schwarzes Loch sein könnte.
Um diese Hypothese zu untersuchen, sind Reinhard Genzel und sein Team diesem Massemonster seit vierzig Jahren auf der Spur.
Mit hochpräzisen Messungen der Sternbewegungen um SgrA* und von Helligkeits-ausbrüchen von heißem Gas aus der unmittelbaren Umgebung von SgrA* haben Genzel und eine zweite Gruppe um Andrea Ghez in Kalifornien überzeugend gezeigt, dass SgrA* wirklich ein Schwarzes Loch mit einer Masse von 4 Millionen Sonnenmassen sein muss.
Es ist inzwischen sogar möglich, charakteristische Effekte der allgemeinen Relativitätstheorie, wie die Gravitationsrotverschiebung des Lichts, oder die Bahnpräzession eines vorbeiziehenden Sterns zum ersten Mal in einer solch extremen Umgebung zu messen.
Zusammen mit Roger Penrose und Andrea Ghez wurde Reinhard Genzel 2020 dafür mit dem
*Nobelpreis für Physik* ausgezeichnet.
50 Jahre Rüsselsheimer Sternfreunde e.V.

Im Februar 1975 gründeten im Max-Planck-Gymnasium Abiturienten der dortigen "Astro-AG" und Teilnehmer des VHS-Kurses “Astronomie” den Verein “Rüsselsheimer Sternfreunde”. Im Jahr 2025 erlebte der Verein also das fünfzigste Jahr seiner Existenz – Grund genug, dies zu feiern. Eine ganze Reihe der damaligen Gründungsmitglieder waren zu dieser Jubiläumsveranstaltung erschienen genauso wie zahlreiche Vereinsmitglieder.
Den Sternfreunden gelang es, für den Festvortrag einen besonderen Referenten zu gewinnen: den Nobelpreisträger Prof. Dr. Reinhard Genzel, Emeritus und ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei München. Gemeinsam mit der US-amerikanischen Astronomin Prof. Dr. Andrea Ghez wurde Prof. Genzel im Jahr 2020 für die Entdeckung des heute als Sagittarius A* (Sagittarius A Stern, kurz Sgr A*) genannten, extrem massereichen Schwarzen Lochs im Zentrum des Milchstraßensystems eine Hälfte des Nobelpreises für Physik zuerkannt.
Nach einführenden Worten von Prof. Götz von der Hochschule RheinMain und der Begrüßung durch Dietmar Sellner, den Vorsitzenden der Rüsselsheimer Sternfreunde, leitete schließlich Prof. Götz mit
honorierenden Worten zu Prof. Genzel zum Vortrag über.
Der Vortrag von Prof. Genzel war überaus gut besucht – der Hörsaal war bis auf den letzten Sitzplatz belegt, auch dienten die Treppenstufen als Sitz- und Stehplätze. Insgesamt waren es weit über
300 Zuhörer.
Prof. Genzel konnte aus gesundheitlichen Gründen zwar nur per Videokamera in das Auditorium Maximum zugeschaltet werden, aber das schadete dem Vortrag keineswegs. Genau genommen war der Inhalt des Vortrags so faszinierend, dass man den Unterschied zu einer persönlichen Präsenz so gut wie nicht bemerkte.
Der Vortragende ging unter anderem folgenden Fragen nach: Was sind Schwarze Löcher, und wie ließ sich das extrem massereiche Schwarze Loch im Zentrum der Galaxis nachweisen?
Wir Zuhörer lernten, dass die Masse eines Schwarzen Lochs in einem vergleichsweise sehr kleinen Raumvolumen vorliegt. Das Schwarze Loch vereint die 4,2-millionenfache Masse unserer Sonne in sich. Die Entweichgeschwindigkeit ist dabei derart hoch, dass sie die Lichtgeschwindigkeit überschreitet. Somit gelingt es nicht einmal dem Licht selbst mit seinen knapp 300000 Kilometern pro Sekunde dem Schwarzen Loch zu entkommen. Genau dies gibt den Schwarzen Löchern ihren Namen.
Für uns irdische Beobachter ist das Schwarze Loch im Zentrum des Milchstraßensystems leider hinter dichten interstellaren Staubwolken verborgen. Deshalb lässt es sich im visuellen Spektralbereich nicht beobachten. Erst die Entwicklung von Infrarotdetektoren und die Etablierung der Infrarotastronomie machten es möglich, die Dunkelwolken zu durchdringen und bis zum Zentrum der Galaxis vorzudringen. Es zeigte sich, das im unmittelbaren Umfeld von Sgr A* zahlreiche Sterne existieren. Reinhard Genzel und Andrea Ghez beobachteten zusammen mit ihren Teams die Bewegung dieser Sterne über rund drei Jahrzehnte hinweg. Dabei stellte sich heraus, dass die Sterne auf Ellipsenbahnen um das durch das Schwarze Loch gebildete Gravitationszentrum kreisen.
Genauso wie die Bewegung Planeten in unserem Sonnensystem auf die Masse unseres Zentralgestirns schließen lassen, gelingt es mit Hilfe der Sterne, die Sgr A* umkreisen, die Masse des Schwarzen Lochs zu berechnen. Manche der Sterne kommen derart nahe an das Gravitationszentrum heran, dass nur ein ultrakompaktes Objekt als Gravitationszentrum in Frage kommt – ein Schwarzes Loch.
Nach dem Vortrag nutzten ein Dutzend Anwesende die Gelegenheit, Prof. Genzel Fragen zu stellen, die er mit Eloquenz und Kompetenz beantwortete.
Im Anschluss strömten die Anwesenden aus dem Hörsaal und zum Büffet, das wegen der überaus hohen Besucherzahl in kürzester Zeit erschöpft war.
Aus Sicht der Rüsselsheimer Sternfreunde e.V. war dieses Festprogramm die angemessene Würdigung des runden Jubiläums. Zahlreiche Stimmen aus der Zuhörerschaft bezeugten dies.
Der Hochschule RheinMain und insbesondere Prof. Dr. Matthias Götz gilt unsere Dankbarkeit, nicht nur für die Räumlichkeit selbst, sondern auch für die Realisation des Vortrags von Prof. Genzel.
Axel M. Quetz
2024
Fr. 26.04.2024 | 19:30 Uhr
Röntgenastronomie:
Erforschung des heißen Kosmos
Raum A38 (Aula) der Hochschule Rhein-Main, Rüsselsheim Am Brückweg 26
Erforschung des heißen Kosmos
(Röntgenastronomie)
Dr. Carolin Liefke Haus der Astronomie, Heidelberg
Der Anblick von Sonne, Mond und Sternen ist uns allen vertraut und
mithilfe von Kameras und Teleskopen können wir atemberaubende Bilder
von Gasnebeln und fernen Galaxien einfangen.
Aber das ist noch längst nicht alles: Astronom*innen untersuchen den Kosmos weit über das für das menschliche Auge sichtbare Licht hinaus,
Dabei bietet sich dann oft ein vollkommen anderes Bild des Universums.
Die energiereiche Röntgenstrahlung ist der Schlüssel zu exotischen Himmelsobjekten wie Weißen Zwergen, Neutronensternen und den Akkretionsscheiben um Schwarze Löcher.
So zeigt sich das Universum von seiner Millionen Grad heißen Seite, zum Beispiel in den Koronen der Sterne oder im heißen intergalaktischen Medium.
02. Februar 2024 bis 15. März. 2024
Ausstellung - Bilder der Rüsselsheimer Sternfreunde
Im Rahmen der Veranstaltungen Kunst und Kultur am Autoberg werden astronomische Aufnahmen unserer Mitglieder in einer Ausstellung gezeigt.
Ausstellungsdauer: 02. Februar bis einschließlich 15. März 2024
Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do, Fr 9-15 Uhr, Di 9-12.30 Uhr
Haus St. Martin am Autoberg
Frankfurter Straße 43
65795 Hattersheim
Im Namen des Vorstands
Dietmar Leister
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