Sternfreunde besuchen Kassel

Die Astronomie-Exkursion 2011 führte nach Kassel – Horst Tremel hatte die Vorbe- reitung übernommen und zwei Schwerpunkte gesetzt: Besuch des Museums für Astronomie und Technikgeschichte in der Orangerie sowie der Amateursternwarte Kassel-Calden.

Der beeindruckende Barockbau der Kasseler Orangerie aus dem Jahre 1710 beher- bergt u.a. die weltberühmte Sammlung astronomischer Gerätschaften aus der Stern- warte von Landgraf Wilhelm IV – er regierte Hessen von1567 bis 1592. In dieser Zeit baute er die erste fest eingerichtete Sternwarte der Neuzeit in Deutschland und er zog die fähigsten Wissenschaftler und die geschicktesten Handwerker seiner Zeit nach Kassel – es war die Zeit zwischen Nikolaus Kopernikus, der 1542 gestorben war und der Menschheit das heliozentrische Weltbild schenkte, und Galileo Galilei, der mit der Anwendung des neu erfundenen Fernrohrs auf die Himmelserscheinungen im Jahre 1609 völlig neue Horizonte eröffnete. In dieser aufregenden Zeit beobachtete Wilhelm mit einer bis dahin nie erreichten Präzision gut 300 Sternpositionen, die er dann in einem Katalog sowie auf einem Präzisionshimmelsglobus für die praktische Beobach- tungsarbeit bereitstellte. Im Jahre 1575 besuchte ihn der junge Tycho Brahe, mit dem er zeitlebens in regem wissenschaftlichem Austausch stand. Auch der Erfinder der Logarithmen Jost Bürgi wirkte mit bei der Erstellung mechanischer Rechengeräte sowie von Präzisionsuhren, durch die erstmals in der Astronomie Winkel- bzw. Län- genmessungen auf Zeitmessung zurückgeführt wurden.

Man traf sich am Samstag um 11 Uhr vor dem Eingang der Orangerie zu einer sehr instruktiven Führung – einige Teilnehmer kamen erst zu diesem Zeitpunkt angereist, andere blieben für eine oder zwei Übernachtungen. Man gestaltete die Exkursion sehr individuell – manche konnten das kleine aber feine Planetarium (60 Sitzplätze mit einem Zeiß-Projektor unter der 10 m Kuppel) besuchen , andere besuchten am Abend die illuminierten Kaskaden und den Herkules.

 

Aus dem Vorstandsprotokoll von Dietmar Leister: Nach anschließendem Mittagessen stand der Besuch der Sternwarte Kassel-Calden auf dem Programm. Nachdem Herr Hollstein von den Kasseler-Sternfreunden leider erst verspätet eintraf (nachdem Horst ihn telephonisch an den Termin erinnert hatte), konnte es mit der Führung losgehen. Der Verein wurde 1976 gegründet (seit 1972 Astronomischer Arbeitskreis Kassel) und zählt 150 Mitglieder, davon sind ca. 10 aktiv tätig. Zu den größeren Instrumenten, die den Mitgliedern zur Verfügung stehen, gehören ein 200/3000mm Schaer-Refraktor auf schwerer Alt-Montierung mit FS2 Steuerung, sowie ein 300/1600mm Newton-Spiegel- fernrohr auf einer Fornax51 jeweils mit FS2-Steuerung und eigenem Kuppelbau. Leider konnten auf Grund des schlechten Wetters keine Sonnenbeobachtungen durchgeführt werden. In einer getrennten Hütte werden kleinere Teleskope und Zubehör sowie Schulungsmaterial aufbewahrt und es können Bildvorträge mittels Beamer für kleine Gruppen abgehalten werden.

 

Mit dem Ausbau des Flughafens Kassel-Calden, der sich in unmittelbarer Nähe der Sternwarte befindet, ist ein Umzug der Sternwarte mit Hilfe eines Sponsors ins Stadtzentrum von Kassel angedacht. Die Planungen hierzu sind aber noch nicht abgeschlossen.(Zitatende)

Eine der beiden Selbstbau-Kuppeln aus den 80er-Jahren in Kassel-Calden
Eine der beiden Selbstbau-Kuppeln aus den 80er-Jahren in Kassel-Calden
Die Sternfreunde erwarten den Gastgeber Bernd Holstein für die Führung
Die Sternfreunde erwarten den Gastgeber Bernd Holstein für die Führung
Klaus Weinhold begutachtet den 20cm-Schaer-Refraktor in Cassel-Calden
Klaus Weinhold begutachtet den 20cm-Schaer-Refraktor in Cassel-Calden
Herbert Heil am 30cm-Newton in Kassel-Calden beim Fachsimpeln
Herbert Heil am 30cm-Newton in Kassel-Calden beim Fachsimpeln

Einhelliges Fazit: Das Wetter war zwar bescheiden, aber die Exkursion hat sich wieder gelohnt – viel gelernt und Neues erfahren. Man freut sich schon auf die nächste!